St. Moritz – Como in 16 mm Film

In Alex Lambrechts neuem Film ist der Übergang zwischen Realität und Wirklichkeit so fliessend, wie die Natur der Kultur zwischen Comer See und St. Moritz.
vonKonstantin Arnold (Words), Fabrizio D'Aloisio (Photos)

Es gibt wenige Orte auf der Welt, die sich in ihrer äusserlichen Gegensätzlichkeit im Inneren so vereinen, wie das kosmopolitischste Bergdorf der Welt und der Comer See, die Küste am Ende der Alpen. Nirgendwo prallt das Mediterrane so eindrucksvoll auf das Alpine. Nirgendwo ist ein Küstenort so sehr in den Bergen. Gletscher und Eis, die weiter unten unter der sündhaften Sonne des gleichen Südens liegen. Man fährt über einen Pass und ist im gleichen Land verschiedener Nationen.

Die Grenzen verschwimmen genau wie in einem Film, den Modefotograf Alex Lambrechts vor kurzem gedreht hat. Mit einer Bolex aus den 50ern, worauf sonst, und nur einer Rolle Film, 30 Meter lang, 16mm breit und reduzierter Bildfrequenz, die, so scheint es, die Zeit vorspult, in dem sie ihre Wahrnehmung verlangsamt. Zeitlosigkeit entsteht, etwas Endloses, drei Minuten lang.

Eine Frau am See, allein, wartend, sich selbst überlassen, wartend, aber auf wen? Sie wartet an den besten Orten aller alten Orte, klassisch und unglücklich, mediterran, alpin, persönlich, exzentrisch, ein bisschen verliebt. Am Comer See führt sie sich auf, unter Salonlöwen, Beaus und Boot fahren mit Ernesto Riva. In St. Moritz, so scheint es, bricht sie aus, beginnt neu anzufangen, den, der sie hierhergebracht hat, zu vergessen. Die Welt könnte untergehen und man würde das in St. Moritz erst ein paar Tage später mitbekommen, durch die unaufgeregte Information eines Concierge. Gnädige, er wird nicht kommen.

Alex Lambrechts ist ein in Zürich lebender Fotograf mit typischer Fotografenlaufbahn. Kampfsportler, Nachtclubbesitzer und ehemaliger Bodyguard von Nicole Kidman und Tom Cruise. Er begeistert sich für die Eleganz, das Erbe und die Schönheit, die beide Orte miteinander verbindet. Eine Landschaft wird von ewig sommerlichen Zypressen beherrscht und ihr Himmel von antiken Säulen gehalten, die andere besticht in Hochschneeweiss und tiefdunklen Nadelwäldern, die in ernsten Seen enden. Und so sind die Menschen auch. Vielleicht auch ein bisschen verrückt, bedenke man Segelclubs zweitausend Meter über dem Meer, sich kopfvoran einen Eiskanal runter schiessen oder Autorennen auf gefrorenen Seen. Menschen in Rollenspielen vor den Kulissen grosser Hotels, die wie Bühnen sind, auf denen sich die Personen der Zeit abspielen.

Die Hotels kommen einer inneren Welt sehr nahe und leuchten wie weisse Botschaften der Zivilisation an der Küste oder dampfen wie grosse Schiffe in den Bergen, die durch die Zeit segeln und aus einem anderen Jahrhundert kommen, um ins nächste überzugehen. Sie transportieren die Gegenwart einer Vergangenheit, ein bisschen Eleganz, ein bisschen Fantasie, eine Rolle Film, die beide Orte verbinden, damit es die Zeit von gestern auch morgen noch geben darf.

Model: Jasmin Brunner
Fashion, Schmuck und Accessoires am Comer See 
und im Suvretta House: 
Hermès Paris
Fashion auf dem Silsersee: 
Jasmin Brunner The Label
Hut und Schmuck: Hermès Paris
live
00.00.0000 00:00

Die neuste Ausgabe des Magazins «St. Moritz – Views from the Top» ist im Tourist Office und online erhältlich.Frühling in St. Moritz – warmer Sonnenschein, Vogelgezwitscher und Sulzschnee.Inspiration für den Frühling gefällig?