Auf Shiffrins Spuren:
Lara Colturi verblüfft den Skizirkus

Lara Colturi ist das neue Wunderkind im Alpinen Skirennsport. Die erst 16-Jährige meistert den Spagat zwischen Weltcup und Schule bravourös. Wir haben im Dezember mit ihr in St. Moritz gesprochen.
vonFabrizio D'Aloisio

Lara, welche Beziehung hast Du zu St. Moritz?
Ich bin im November geboren und meine Mutter ist im folgenden Januar auf der Corviglia Skiweltcup-Rennen gefahren. Während den Rennen war ich mit meinen Grosseltern, die mich im Kinderwagen gestossen haben, auf dem gefrorenen St. Moritzersee. Ich kam also schon ganz früh mit St. Moritz in Kontakt. Und ich erinnere mich noch genau an meine erste Skiabfahrt auf der Corviglia, sie war wunderschön.

Welchen Eindruck macht Dir St. Moritz heute?
Es ist ein Ort, der anders ist als alle anderen. Ich liebe es zu reisen und wir sind immer unterwegs, aber es gibt keinen ähnlichen Ort auf der Welt. St. Moritz ist St. Moritz.

Was gefällt Dir konkret?
Die Pisten sind sehr speziell hier mit all den Bodenwellen. Dann hast Du diesen Blick auf den gefrorenen See, die Skyline von St. Moritz und die fantastische Landschaft des Oberengadins. Mir gefällt aber auch die Atmosphäre im Zentrum. Es gibt sehr schöne Läden in St. Moritz, ich bin aber nur eine Window-Shopperin. (lacht)

Du bist 16 Jahre alt, in diesem Alter hat man noch Idole.
Klar, im Skizirkus inspiriert mich Mikaela Shiffrin am meisten. Nicht nur auf der Piste, auch im Privatleben. Wenn sie Ski fährt, hat sie wie eine Blase um sich herum, es ist als ob der Rest nicht existieren würde. Abseits der Piste ist sie ein ganz normaler Mensch, immer mit einem Lächeln auf dem Gesicht und überhaupt nicht abgehoben.

Mittlerweile fährst Du mit Deinem Idol um dieselben Weltcup-Punkte...
Ja, es ist unglaublich, aber das stresst mich nicht.

Was sagen Deine Freunde dazu? Siehst Du sie überhaupt noch?
Sie sagen, wow, so weit bist Du schon! Wenn ich Zuhause bin, versuche ich, so viele wie möglich zu sehen. Auch wenn ich meistens im Fitnessraum oder am Lernen für die Schule bin. Ich muss viele Dinge unter einen Hut bringen, das ist nicht einfach, aber irgendwie geht es immer. Die Schule hilft mir sehr, man zeichnet die Lektionen für mich auf, damit ich sie später anhören kann.

Wenn Du nicht Skifahrerin geworden wärst...
Wäre ich Eiskunstläuferin! Mein Traum war es immer, beide Sportarten auf professionellem Niveau auszuüben. Aber sie sind doch sehr verschieden; das Gefühl auf einer zwei Millimeter breiten Kufe zu stehen ist ein ganz anderes als auf den Skis. Auch der Körperbau muss verschieden sein, für das Skifahren brauchst Du Muskeln und ein gewisses Gewicht, beim Eiskunstlauf hilft es, schlank zu sein. Dafür setzen beide Sportarten ein ähnliches Rhythmusgefühl voraus.

Hörst Du beim Skifahren Musik?
Immer. Ich habe auf Spotify 60'000 Minuten Musik gehört. (lacht) Die Musik hilft mir, mich einem Flow hinzugeben, ich kann mich damit besser fokussieren. Es ist als ob ich fliegen würde, nur der Schnee und ich und sonst nichts. Ich lasse sie aber auch einfach im Hintergrund laufen, selbst wenn ich einen Lauf besichtige oder im Hospitality-Zelt bin.

Spotify oder Netflix?
Beides! Ich könnte tagelang auf dem Bett liegen und Netflix-Serien schauen. Aber es variiert, es gibt Momente, da lese ich lieber. Dann habe ich genug davon und ich schaue einen Film oder spiele Klavier oder fange an zu zeichnen, obwohl ich nicht zeichnen kann. (lacht)

Ist das nicht alles ein bisschen viel?
Das Leben ist kurz und ich möchte eine Milliarde Sachen machen.

Was heisst Freiheit für Dich?
Das zu tun, was man will. Und Spass zu haben.

Wo siehst Du Dich in 20 Jahren?
Es gibt ein Leben nach der Skikarriere und ich bin sicher, dass sich dann viele Türen öffnen werden. Ich würde gerne woanders leben und noch mehr reisen. Mit dem Skisport werde ich aber sicher immer irgendwie verbunden bleiben, schliesslich bin ich am ersten Schneefall im November geboren, der Schnee ist ein Teil von mir.

Lara Colturi ist eine “predestinata“ wie man auf Italienisch sagt. Ihre Mutter Daniela Ceccarelli war eine erfolgreiche Skirennläuferin und gewann 2002 Olympiagold im Super-G. Lara folgt ihr auf Schritt und Tritt und mischt mit 16 Jahren bereits bei den ganz Grossen im Skiweltcup mit. Sie trainiert regelmässig in St. Moritz wo ihr der Ort die Trainingsinfrastruktur der «High Altitude Training Base» zur Verfügung stellt.

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