Dieses
St. Moritz-Glühen

Über die Einzigartigkeit des Engadiner Lichts und wie es einen unverwechselbaren Look prägt.

von Ted Gushue

Donnerstag, 22. Dezember 2022

Als ich zum ersten Mal Los Angeles sah, war ich von einem unglaublichen Gefühl überwältigt. Mein ganzes Leben lang war ich ein Kinofan gewesen und war damit aufgewachsen, Filme zu sehen, die in L.A. gedreht wurden. Jeder von ihnen hatte einen gewissen magischen Glanz, Michael Manns Heat zum Beispiel – das Licht war so ausgeprägt und schön, dass ich schockiert war, als ich schliesslich selbst nach Los Angeles zog und feststellte, dass es identisch war. Wie konnte es so lebensecht sein? Nur wenige Orte auf der Welt haben eine solche visuelle Identität, die mit ihrem Licht zusammenhängt, und im Laufe meines Lebens und meiner Karriere, als ich immer mehr Zeit hinter der Linse verbrachte, lernte ich diese Qualität an Reisezielen zu schätzen.

St. Moritz ist für mich einer der wenigen anderen Orte auf der Welt, der dieses Gefühl der Verwunderung in mir als Fotograf hervorgerufen hat, wo das Licht so ausgeprägt, so rein ist, dass es einen bleibenden Eindruck in der Erinnerung hinterlässt, ein auraähnliches Leuchten. Die Sonne bleibt in den Wintermonaten nicht lange draussen, sie kriecht morgens über den Piz Palü und abends zum Julierpass hinunter, aber in den Stunden, die sie bei uns ist, ist es ein Paradies für Fotografen. Die unberührte Luftqualität reduziert den Feinstaub und sorgt so für einen unglaublich scharfen Effekt. Dieses kristallklare Licht, gepaart mit dem niedrigen Sonnenstand in den Wintermonaten, ist einzigartig und lässt die Bilder umso mehr strahlen.

Ich fordere alle auf, ein Buch über die Fotografie von Alfred Eisenstadt oder Slim Aarons in die Hand zu nehmen und festzustellen, dass auch sie nicht in den Genuss des gleichen Lichtreichtums kamen, von dem die Fotografen im Engadin heute profitieren. Für einen Fotografen ist es, wenn er zum ersten Mal hierher kommt, wie die Entdeckung eines versunkenen Schatzes, einer verlorenen Zivilisation, die von goldenem Glanz erfüllt ist, ein einzigartiger Ort zum Leben und zum hinter der Linse Arbeiten.

Ted Gushue ist ein amerikanischer Fotograf, Autor und Medienberater, der 2018 nach Europa gezogen ist. Er lebt in St. Moritz und Mailand.

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Nomad ist vom 22. bis 25. Februar erneut in St. Moritz zu Gast.St. Moritz Winter Bliss: Festliche Atmosphäre, lokale kulinarische Köstlichkeiten und Live-Entertainment während der Adventszeit.Die Ausstellung Gerhard Richter: Engadin beginnt am 16. Dezember 2023.Die neuste Ausgabe des Magazins «St. Moritz – Views from the Top» ist im Tourist Office und online erhältlich.